Editorial

Liebe Leser:innen

Auch wenn sie insbesondere dank der unermüdlichen Arbeit der sozialen und politischen Linken markant reduziert werden konnten, haben die liberalen Demokratien die gesellschaftlichen Ungleichheiten nicht aus der Welt geschafft, wie es Jonas Pontusson in seinem einleitenden Artikel unterstreicht.

In dieser Ausgabe der Denknetz-Zeitung sprechen wir zentrale Themen der Ungleichheit der Demokratien offensiv an. Die Gründe für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen, die ungleichen Auswirkungen der Energiekrise auf die Mieter:innen und Hausbesitzer:innen (Alice Guilbert, Marlyne Sahakian), die zutiefst beunruhigenden «heissen Jahre» in der Klimaentwicklung oder die Angriffe auf den Lohnschutz auf dem Binnenmarkt werden durchleuchtet.

Oliver Peters zeigt auf, was zu tun wäre, um die Erbringung von Gesundheitsleistungen vernünftig zu gestalten und die unteren und mittleren Einkommen zu schützen. Beat Ringger sowie Roland Herzog und Hans Schäppi plädieren für eine öko-soziale Wende und für die Gründung einer schweizerischen Ökobank, um der Klimaerhitzung entgegenzutreten. Hans Hartmann und Chris Kelley sprechen sich für eine Stärkung der flankierenden Massnahmen in der Personenfreizügigkeit mit der EU und die Übernahme der Unionbürgerrichtlinie aus, um die Löhne zu schützen. David Gallusser argumentiert mit seinem Beitrag zur Rolle und Entwicklung der Mindestlöhne in der Schweiz für eine Vertiefung dieses erfolgreichen Instruments.

Gleichzeitig fordern drei Beiträge die Aktualität zentraler Anliegen der progressiven Bewegungen ein: die Wirtschaftsdemokratie in der Organisation der Arbeit (Johannes Wickli), die Verkürzung ebendieser zwecks Schaffung neuer Arbeitsplätze und der gerechteren Verteilung der Betreuungsarbeit (Hans Baumann und Robert Fluder) sowie die ausgeglichene Repräsentation der Geschlechter in den politischen Institutionen der Schweiz (Emma Conforti).

Wie es uns die Resultate der eidgenössischen Wahlen schmerzhaft vor Augen führen, besteht weiterhin ein grosser Handlungsbedarf, auch wenn das Kaufkraftthema der Sozialdemokratie Auftrieb gab. Die Europawahl 2024 dürfte in eine ähnliche Richtung tendieren, so argumentieren Regula Rytz und Andreas Rieger.

Für uns, liebe Leser:innen, ist der entschlossene Einsatz für mehr Gleichheit wie immer essenziell. Wir bleiben dran.

Philipp Müller, Mitglied des Denknetz-Vorstands

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Autor:innen

Alice Guilbert, Andreas Rieger, Beat Ringger, Chris Kelley, David Gallusser, Emma Conforti, Hans Baumann, Hans Hartmann, Hans Schäppi, Johannes Wickli, Jonas Pontusson, Marlyne Sahakian, Oliver Peters, Pascal Zwicky, Regula Rytz, Robert Fluder, Roland Herzog, Silva Lieberherr, Ueli Gähler, Ueli Mäder und Urs Tobler

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