Editorial
Internationalismus oder – im Wording des letzten Jahrhunderts – internationale Solidarität. Sie ist der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung inhärent, geriet aber spätestens seit den 1980er Jahren aufgrund eines zunehmend globalisierten Kapitalismus unter Druck: Der Neoliberalismus konnte sich in fast allen Lebensbereichen als alternativlos durchsetzen und so den Klimawandel befeuern und soziale Ungleichheit verstärken.
Die Corona Pandemie hat einmal mehr ein System entlarvt, welches auch Krisen- und Katastrophensituationen nutzt, um Reiche reicher und Arme ärmer zu machen. Und sie hat den Nationalismus gestärkt: Nationale Mass-nahmen zur Pandemiebekämpfung, nationale Statistiken, Grenzschliessungen während Shutdowns und ein Impfwettbewerb, bei welchem Menschen in reichen Ländern sich angehäuften Impfdosen verweigern, während Menschen in armen Ländern keinen, oder nur einen sehr begrenzten Zugang zur Impfung erhalten.
Die Krise hat aber auch gelehrt, dass die Solidarität lebt: Dort, wo Menschen sich nachbarschaftlich umeinander sorgen; dort, wie sie – zum Beispiel über ihre Arbeit oder mit Impfungen – ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten.
Und hier setzt Internationalismus an: Vom eigenen Ort aus auf ein grösseres Ganzes schauen. Dort, wo Menschen sich vernetzen im Handeln für gemeinsame Anliegen. Dort, wo sie sich zusammentun und handlungsfähige Bewegungen und Organisationen aufbauen. Black lives matter oder Fridays for Future gehören zu den neueren Bewegungen, die den Internationalismus beleben. Sie agieren lokal, in ihrer Stadt, in ihrem Land und sie vernetzten sich international. Sie entfalten auch weltweite Ausstrahlung einfach aufgrund der simplen Wahrheit, dass die heute grössten Krisen der Menschheit – Erderwärmung und soziale Verwerfungen – nur lösbar sind, wenn es gelingt, das Anliegen «ein gutes Leben für Alle» in konkretes Handeln vor Ort umzusetzen und dafür gemeinsam über die Landesgrenzen hinaus zu kämpfen. Immer und überall.
In dieser Edition setzten sich unsere Autor*innen mit verschiedenen Aspekten des Internationalismus, nicht zuletzt auch aus europäischer Perspektive, auseinander. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Ruth Daellenbach
Co-Präsidentin des Denknetz
Kathrin Ziltener
Co-Präsidentin des Denknetz
Download
Sie können die Zeitschrift „Das Denknetz 10“ kostenlos herunterladen. Über eine freiwillige Spende für den E-Download freuen wir uns – oder noch besser: Werden Sie Mitglied des Denknetzes. Sie ermöglichen damit unsere Arbeit.
Cover

Post-Bestellung
Die Print-Version kann auch in grösseren Auflagen (z.B. für Versammlungen oder Schulklassen) gratis bestellt werden mit einem Mail an info@denknetz.ch Bitte Name, Postadresse und gewünschte Zahl der Zeitungen angeben.
AutorInnen
Ruth Daellenbach, Kathrin Ziltener, Jochen Steinhilber, Ulrike Guérot, Johanna Münzer, Anita Vogelmann, Vania Alleva, Eric Nussbaumer, Fabian Molina, Franco Cavalli, Kurt Seifert, René Levy, Eric Zbinden, Robert Fluder, Beat Ringger, Ronja Jansen, Muriel Günther, Mia Jenni, Ruth Gurny, Basil Oberholzer, Livio Loser, Daniel Haller, Mirela Ivanova, Helene Thaa, Felix Nickel, Andreas Rieger, Chris Kelley, Simon Rutz, Hans Baumann
Mitglied werden
Bibliothek
Die Denknetz Bibliothek bietet über 500 Texte zu den Themen Politische Ökonomie, Politik und Gesellschaft, Umweltschutz und Wachstumskritik, (Post-)Migration, Race-Class-Gender, Demokratie und Staat, Care und Soziale Sicherheit, Bildung, Medien, Denken sowie Geschichte und Emanzipation. Zudem sind alle Jahrbücher, Sachbücher, Zeitschriften, Audiodateien und Videos in der Rubrik Publikationen verfügbar.