Über die meritokratische Ideologie hinaus
Der US-amerikanische Philosoph Michael J. Sandel legt mit seinem kürzlich auf Deutsch erschienen Buch „Vom Ende des Gemeinwohls. Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreisst“ eine wichtige Analyse für die tiefe gesellschaftliche Spaltung in den USA vor, die auch mit der Abwahl von Donald Trump nicht überwunden ist. Seine Kritik der meritokratischen Ideologie bezieht sich aber nicht allein auf die USA. Vielmehr ist es eine globale Entwicklung, die er in den Blick nimmt. Was kann die Linke daraus lernen?
Zu jeder Zeit wird versucht, gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse und Ungleichheiten ideologisch abzusichern und zu legitimieren. Im Feudalismus war die Sache relativ einfach. Wurde man in eine kaiserliche oder adlige Familie geboren, waren einem ein hoher sozialer Status, Privilegien und Macht ziemlich sicher. Vasallen auf der anderen Seite hatten keinerlei Aufstiegsperspektiven. Die Rollen waren sehr deutlich verteilt, die soziale Ordnung als quasi göttliche Ordnung legitimiert und lange Zeit kaum hinterfragt. Mit dem Aufkommen des Kapitalismus veränderte sich das Bild. Der Adel wurde durch die kapitalistische Klasse ersetzt, durch die Eigentümer von Fabriken und Unternehmen. Ihnen stand die klassische Arbeiter*innenklasse gegenüber. Das Göttliche verschwindet, die Herrschaftsverhältnisse werden entzaubert. Es ist allen bewusst, dass die Kapitalisten den Arbeiter*innen weder moralisch, intellektuell noch sonst wie überlegen, dass die Verhältnisse einfach ungerecht sind und der Reichtum der einen auf der Ausbeutung der anderen basiert. Die Arbeiterschaft entwickelt gerade deshalb auch ein kämpferisches Selbstbewusstsein, das im Laufe der Zeit zu Verbesserungen ihrer Lage führt.
Heute leben wir noch immer in kapitalistischen Verhältnissen, die Situation ist aber eine andere als über weite Teile des 20. Jahrhunderts. Die letzten rund 40 Jahre sind, so Sandel, durch einen Siegeszug der meritokratischen Ideologie geprägt. Eng verknüpft mit der neoliberalen Globalisierung wurde das Gerede davon, dass es jeder und jede schaffen kann, wenn er oder sie nur zu Leistung bereit ist, immer lauter. Nicht mehr die Gleichheit der Ergebnisse stand im Vordergrund, sondern die Chancengleichheit. «Egal welches Geschlecht, egal welche Hautfarbe, wenn du smart bist und Verantwortung übernimmst, dann kannst du alles erreichen und in die gesellschaftliche Elite aufsteigen.» Von Bill Clinton über Tony Blair und Gerhard Schröder bis zu Barack Obama war (und ist) das eine prägende Erzählung der «Neuen Linken». Von zentraler Bedeutung ist in dieser Erzählung die Bildung. Sie ist die Währung, mit der man sich in die «Leistungselite» einkaufen kann. Dass das durchaus wörtlich zu nehmen ist, zeigen die publik gewordenen Skandale an den amerikanischen Elite-Hochschulen, bei denen vermögende Eltern ihren Sprösslingen eine Aufnahme durch üppige Spenden oder handfesten Betrug ermöglichten. Bildung losgekoppelt von Machtverhältnissen als Antwort auf das Problem der Ungleichheit zu begreifen, diese Idee hat auch in der europäischen (und schweizerischen) Linken Verbreitung gefunden.

Chancengleichheit ist nur ein «begleitendes Prinzip»

Nun kann man ja durchaus der Meinung sein, dass eine Gesellschaft, in der wirkliche Chancengleichheit herrscht und die Strebsamen auch weiter kommen, eine gute Sache ist. Sicherlich besser als eine Ständeordnung oder eine Gesellschaft, in der der Aufstieg nur weissen Männern vorbehalten ist. Das erste Problem besteht aber darin, dass wir weit entfernt von totaler Chancengleichheit sind und das, was Sandel als «Leistungsgesellschaft» bezeichnet, auf vielfältige Weise durch weiter bestehende Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten sozialer, rassistischer und sexistischer Art strukturiert ist. Die Realität ist kein Idealtypus. Aber auch wenn Chancengleichheit verwirklicht wäre, wäre das Problem nicht gelöst. «Chancengleichheit ist ein moralisch notwendiges Korrektiv für Ungerechtigkeit. Doch sie ist ein begleitendes Prinzip, nicht das zugrunde liegende Ideal einer guten Gesellschaft» (S. 356), heisst es bei Sandel.
Sein Hauptfokus, und das ist der zweite Punkt, liegt aber darauf, was die meritokratische Ideologie mit den Menschen macht: Diejenigen, die es auf die ein oder andere Weise geschafft haben, Teil der gesellschaftlichen (Bildungs-)Elite zu werden, glauben tatsächlich daran, dass sie diese Stellung «verdient» hätten. Und sie werden durch herrschenden Diskurse in diesem Glauben andauernd bestärkt. Zufälle, Glück, die Unterstützung von frühen Bezugspersonen – all das, was den Lebensweg eben auch massgeblich bestimmt, droht bei Menschen, die sich oftmals tatsächlich auch jahrelang unter immensem Druck durch exklusive Highschools und Universitäten gekämpft haben, aus dem Bewusstsein zu geraten. Mit dieser individualisierenden Überhöhung der eigenen Leistung einher geht oftmals eine abwertende Sicht auf diejenigen, die es eben nicht «geschafft» haben. Wenn wir alle selbst für unser Schicksal verantwortlich sind, sind wir es auch für unser Scheitern. Gerade in den USA kommt es hier zu Verbindungen von Meritokratie und evangelikalem Glauben.
Angesichts riesiger und stetig wachsender Ungleichheit von Einkommen und Vermögen hört sich das Gerede von Aufstieg und Leistung immer hohler an. Wenn das meritokratische Versprechen offenkundig nicht eingelöst wird, dann führt das bei denjenigen, die ebenfalls hart arbeiten, aber aus unterschiedlichsten Gründen auf der Stelle treten oder gar absteigen, zu Frustration. Und sie führt zu wohl noch stärker demoralisierend wirkender Unzufriedenheit, wenn man, wie das in den USA für die grosse Mehrheit der Menschen der Fall ist, an den «American Dream» glaubt, und realisiert, dass man auf der Verliererseite steht.¹ Es ist dann nur noch das eigene Scheitern, das übrig bleibt. Die für den oder Einzelne/n «entlastenden» Umstände der ungerechten Klassengesellschaft oder von «göttlichen Ordnungen» fallen weg.
Die «Leistungsgesellschaft» produziert nicht nur einfach «Verlierer», sie wertet diese – auch sprachlich – permanent ab und wirft sie auf sich selbst und ihr Versagen zurück. Gemäss Sandel ist das eine wesentliche Erklärung für die Wahl von Trump 2016 – aber auch für die rechtspopulistischen Erfolge in Europa. Es sind oftmals weisse Männer, Menschen, die im industriellen Kapitalismus der Nachkriegszeit einen mehr oder weniger gut bezahlten Job und vor allem auch soziale Anerkennung erhielten, die plötzlich ohne Perspektive dastehen, sich an den Rand gedrängt fühlen und von überheblichen Eliten noch als dumm und ewiggestrig abgestempelt werden. Es gibt eine breite und kontrovers geführte Debatte über Ursachen des autoritären Rechtspopulismus. An dieser Stelle möchte ich nur einen Punkt hervorheben: Die Wahl von Trump & Co. kann ganz bestimmt auch ein begründeter Akt der Verzweiflung sein.

«Smarte» Demokratie?

Der meritokratische Mainstream der letzten Jahrzehnte hat nicht nur die gesellschaftlichen Spaltungen vertieft, sondern die Vorstellung dessen verändert, was Demokratie und Politik ausmacht. Sandel schreibt, dass anstelle moralischer und ideologischer Meinungsverschiedenheiten, die das Herzstück demokratischer Politik seien, ein technokratisches Demokratieverständnis trete, welche das Fehlen von Information und Wissen als das zentrale politische Problem begreife.² Sandel nimmt hier Barack Obama als typischen Fall. Dieser habe tatsächlich geglaubt, «demokratische Uneinigkeit werde dadurch verursacht, dass normalen Bürgern ausreichende Informationen fehlten» (Sandel 2020: 169). Deshalb auch der Glaube daran, dass Regierungen durch möglichst «smarte», «intelligente» Personen (resp. Menschen mit den richtigen Bildungsabschlüssen) zusammengesetzt sein sollten, die die Bürger*innen «von der Kanzel» herab mit den richtigen Informationen beliefern.
Auch hier gilt, dass es zunächst wahrscheinlich keine schlechte Idee ist, fähige Leute mit Regierungsarbeit zu betrauen. Aber was heisst fähig? Gemäss Sandel erfordert gutes Regieren praktische Klugheit und die Fähigkeit, über das Gemeinwohl zu verhandeln und es wirksam zu verfolgen. Das ist nicht unbedingt etwas, das an den Elite-Unis weltweit gelehrt wird – und es ist auch nicht etwas, wodurch sich die Regierenden in den letzten Jahren und Jahrzehnten besonders ausgezeichnet hätten. Sandel wird deshalb auch deutlich: «Die Vorstellung, ‘die besten und hellsten’ Köpfe seien besser für die Staatsgeschäfte geeignet als ihre weniger mit Referenzen gesegneten Mitbürger, ist ein aus meritokratischer Überheblichkeit geborener Mythos» (Sandel 2020: 159). Für alle grossen gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, zuvorderst der Klimawandel und die soziale Ungleichheit, gibt es nicht einfach «smarte» Lösungen. Es geht um die demokratische Aushandlung von tragfähigen, gerechten und nachhaltigen Auswegen aus dem Schlamassel, in dem wir stecken. Dazu braucht es den demokratischen Diskurs und harte Überzeugungsarbeit – nicht bloss Information.
Was ist nun zu tun? Sandel stellt in seinem Buch zum einen die Idee einer «Lotterie der Qualifizierten» vor, um die Elite-Unis in den USA ein Stückweit von der Tyrannei der Leistung zu erlösen (S. 294ff.). Zum andern fordert er eine politische Agenda, die die «Würde der Arbeit» in den Mittelpunkt stellt und so allen Menschen auch wieder zu Wertschätzung verhilft. Es geht ihm also nicht allein um Verteilungsgerechtigkeit, um Fragen des Lohns und der Kaufkraft. Ebenso wichtig ist die Beitragsgerechtigkeit, also die Möglichkeit einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten zu können und dafür soziale Anerkennung zu erhalten. Auch wenn klar ist, dass viele Ausführungen Sandels sich in erster Linie auf die USA beziehen, hat das Konzept der «Leistungsgesellschaft», das er kritisiert, auch hierzulande Spuren hinterlassen. Was sind vor diesem Hintergrund und in Reaktion auf Sandels Problemanalyse also politische Projekte für die Linke in der Schweiz?

Das schweizerische Bildungssystem schützt – teilweise

Beginnen wir ebenfalls mit der Bildung. Bislang bietet das schweizerische Bildungssystem einen gewissen Schutz vor den Exzessen der meritokratischen Ideologie. Zum einen ist die öffentliche Volksschule nach wie vor der Ort, an dem Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichen Schichten und Milieus zusammenkommen und mit- und voneinander lernen. Dem gilt es Sorge zu tragen. Die öffentliche Schule muss eine attraktive, pädagogisch zeitgemässe Schule sein, eine Schule mit ausreichend Personal und guter Infrastruktur. Und das soll sie auch selbstbewusst vertreten. Denn es erwächst ihr auch Konkurrenz: Gerade in Regionen, in denen sich Mitarbeitende internationaler Konzerne niedergelassen haben, boomen teure Privatschulen. Handlungsbedarf besteht darüber hinaus in den Kantonen, die ein Langzeitgymnasium bereits ab der 6. Klasse kennen. Diese Selektion kommt viel zu früh, setzt bereits 6. Klässler*innen unter einen absurden und ungesunden Leistungsdruck und zementiert ungleiche Bildungschancen. Daran anschliessend: Generell hat der um sich greifende «(Früh-)Förderungswahn» in vielen Fällen wohl mehr mit meritokratischer Ideologie als dem oft bemühten «Wohl des Kindes» zu tun.
Im Kontext von Sandels Analyse kann eine zweite Stärke des Schweizer Bildungssystems darin gesehen werden, dass der beruflichen Ausbildung eine vergleichsweise grosse Bedeutung zukommt. Eine Berufslehre ist nach wie vor eine solide Grundlage für einen guten Job und die entsprechende Anerkennung. Zudem ist das Bildungssystem mit der Berufsmaturität und den Fachhochschulen vergleichsweise durchlässig. Insgesamt aber gilt auch für die Schweiz, dass die die «Bildungsmobilität» tief ist, von gleichen Bildungschancen sind wir weit entfernt.³ Zwar gibt es mit der ETH, der HSG oder der Uni Genf auch in der Schweiz Hochschulen, die teilweise ein elitärer Geist umweht. Als öffentliche Hochschulen sind sie aber doch deutlich besser zugänglich als private Elite-Unis – vor ideologisierten Lehrinhalten bietet der öffentliche Status aber leiden keinen Schutz. Hinsichtlich der amerikanischen Unsitte der von den Eltern gesponserten Bildungsabschlüsse gibt es an unseren Hochschulen eine höhere Sensibilität, allerdings werden auch bei uns von der Wirtschaft finanzierte Lehrstühle häufiger.⁴

Ein politisches Projekt, das um die «Würde der Arbeit» kreist

Was wären, zum Abschluss, Elemente eines politischen Projekts, das die «Würde der Arbeit» ins Zentrum stellt? Zunächst einmal sind da noch immer die gewerkschaftlichen Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen, gerade auch in Bereichen, in denen sogenannt «Geringqualifizierte» arbeiten. Dringend zu ergänzen sind diese Kämpfe mit wirtschaftsdemokratischen Forderungen, die auf die Mitbestimmung der Arbeitenden und Angestellten in ihren Unternehmen abzielen. Demokratische Mitbestimmung ist der Inbegriff sozialer Anerkennung. Die nach wie vor hauptsächlich von Frauen geleistete Sorgearbeit – bezahlte wie unbezahlte – braucht ebenfalls die nötige Anerkennung. Nicht nur sozial, wie sie den Sorgearbeiter*innen während der Corona-Krise verstärkt zuteil kommt («Applaus für das Pflegepersonal»), sondern endlich auch materiell mit Lohnerhöhungen und generell besseren Arbeitsbedingungen. Also keine der Kommodifizierung geschuldete Bürokratie, sondern Zeit für die zu pflegenden Menschen. Auch die Sozialhilfe läuft so, wie sie heute funktioniert, auf eine bürokratische Entwürdigung der Menschen hinaus.⁵ Das Denknetz hat einen Vorschlag dafür gemacht, die Sozialhilfe in eine bedarfsabhängige Existenzsicherung für alle umzubauen, die sich am Modell der bestehenden Ergänzungsleistungen orientiert.⁶ Für aktuell wieder aufflammende Debatten um das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) heisst es, dass ein BGE nicht gegen die sinnstiftende Arbeit gerichtet sein darf. Wenn ein BGE oder eine Reduktion der Erwerbsarbeitszeit aber eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit ermöglicht und es mir erlaubt, mich neben der «Lohnarbeit» kulturell, intellektuell, politisch, sportlich oder wie auch immer stärker zu betätigen, zum eigenen und zum Gemeinwohl beizutragen, dann passt das wunderbar.
Für die Arbeit heisst auch gegen die spekulativen Finanzmärkte. Über die Finanzmärkte wird jährlich kollektiv erarbeiteter Reichtum in Milliardenhöhe privatisiert und damit der demokratischen Gestaltung vorenthalten. Über rückverteilende Steuern gilt es dieses Geld wieder in die Zonen der gesellschaftlichen Nützlichkeit zu überführen und für den sozial-ökologischen Wandel, für den Ausbau von Infrastrukturen, für Umschulungen im Zuge nötiger Industriekonversionen, für die Finanzierung der Erwerbarbeitszeitreduktion etc. verfügbar zu machen.
Sandel kommt am Ende seines Buches auf die gegenseitige Abhängigkeit von uns Menschen zu sprechen. Die Anerkennung dieser Abhängigkeit ist die Voraussetzung für ein solidarisches, gemeinschaftliches Miteinander – und genau das wird durch die meritokratische Ideologie zerstört. An dieser Stelle lässt sich auch eine Brücke von Sandel zu den relevanten aktuellen feministischen und ökologischen Debatten schlagen.⁷ Auch in ihnen wird betont, dass die Anerkennung wechselseitiger Abhängigkeiten (zwischen Menschen, aber auch zwischen Mensch und Natur) die Grundlage einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft darstellt. Ein solcher Paradigmenwandel bedarf nicht zuletzt öffentlicher Orte und Aktivitäten, an und in denen die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen und sich austauschen können. Sandel plädiert für «eine breite Gleichheit der Voraussetzungen, die es all jenen, die es nicht zu grossem Reichtum oder in angesehene Stellungen bringen, um ein anständiges und würdiges Leben zu führen, ermöglicht, ihre Fähigkeiten in einer Tätigkeit zu entwickeln und auszuüben, die soziale Wertschätzung erhält. Es sollte ihnen möglich sein, an einer weit verbreiteten Kultur des Lernens teilzuhaben und gemeinsam mit ihren Mitbürgern über relevante Themen von öffentlichem Interesse nachzudenken» (S. 357). Sicherlich, hier spricht der Moralphilosoph Sandel. Aber an seiner Vision können wir durchaus anknüpfen: Eine wesentliche Aufgabe zeitgemässer linker Politik ist dies- und jenseits des Atlantiks die Stärkung und der Ausbau öffentlicher Infrastrukturen, die Schaffung von nicht-kommerziellen Räumen, die Ausweitung von Commons.⁸
Zum Autor: Pascal Zwicky ist Geschäftsführer des Denknetzes.
Fussnoten
1. Demgegenüber neigen die Menschen in Europa stärker dazu, «ihre Lebensumstände auf Kräfte ausserhalb ihrer Kontrolle zurückzuführen» (Sandel 2020: 121). Sandel sieht darin auch einen Erklärungsansatz für die Tatsache, dass Europa grosszügigere Wohlfahrtssysteme kennt als die USA.
2. Zu ergänzen ist, dass mit moralischen und ideologischen Meinungsverschiedenheiten natürlich immer auch spezifische Interessen und Machtverhältnisse verbunden sind – das ist etwas, das bei Sandel eher zu kurz kommt.
3. Siehe beispielsweise.
4. Die kurzen Ausführungen zur Bildung in der Schweiz decken das Feld der Bildungskritik selbstverständlich nicht ab. Meritokratische Vorstellungen innerhalb der Bildungsinstitutionen, der unreflektierte Glaube an die Aussagekraft und Prüfungen und Notendurchschnitten, überkommene Rollenbilder, die vielfältigen Diskriminierungen im Bildungsalltag und vieles mehr könnte hier ergänzt werden. Eine breitere Auseinandersetzung mit dem Thema Bildung ist beispielsweise im Denknetz-Jahrbuch von 2018 zu finden, siehe hier.
5. Siehe hier.
6. Siehe hier.
7. Silvia Federici (2020): Die Welt wieder verzaubern. Feminismus, Marxismus & Commons. Mandelbaum; Isabell Lorey (2020): Demokratie im Präsens. Eine Theorie der politischen Gegenwart. Suhr-kamp; Jason W. Moore (2020): Kapitalismus im Lebensnetz. Ökologie und die Akkumulation des Kapitals. Matthes & Seitz.
8. Siehe u.a. Beat Ringger, Cédric Wermuth (2020): Die Service-public-Revolution. Rotpunktverlag.