Veranstaltung

Profitratenentwicklung: National und global
Samstag | 26.11.2022 | 11 Uhr bis 16 Uhr
Olten | Tannwaldstrasse 62 | 1. Stock | Raum „Midi“

Die Ausbeutung der Arbeitskraft, dargestellt durch die Mehrwertrate und die Profitrate, steht bei Marx im Zentrum der Politischen Ökonomie. Immer wieder wurde versucht, die längerfristige Profitratenentwicklung in einzelnen Ländern zu erfassen und vergleichbar zu machen. In diesem Workshop werden die verschiedenen Ansätze zur Profitratenerfassung vorgestellt und mit den Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verknüpft. Er richtet sich an alle, die sich für Politischen Ökonomie interessieren und mehr über die kapitalistische Entwicklung und Ver­teilung wissen möchten.

Leitung: Hans Baumann | Roland Herzog | Hans Schäppi

Eine Anmeldung ist per Mail auf profitrate@denknetz nötig. Die Anzahl der Teilnehmenden ist beschränkt, was durch den Anmeldungszeitpunkt festgelegt wird.

Hintergründe

Profitratenentwicklung national und global

Ausbeutung ist eine zentrale Kategorie gesellschaftlicher Analysen auf der linken Seite des politischen Spektrums. Doch divergierende Definitionen konkurrieren miteinander. Unbestritten dürfte sein, dass Ausbeutung sowohl qualitativ wie auch quantitativ identifiziert und lokalisiert werden muss. Von Marx stammt ein Instrumentarium, das sich neben historischen Schilderungen auf den Exploitationsgrad sowie die Mehrwert- und die Profitrate erstreckt. Letztere kann als unternehmerische oder national bzw. global zusammenfassende Grösse der Verwertungsbedingungen des Kapitals bezeichnet werden.

In der Mainstream-Ökonomie wird auf gesamtwirtschaftlicher Ebene vor allem auf Wachstumsraten und Preisentwicklungen geachtet. Diese führen, global gesehen, zu höchst unterschiedlichen Datenreihen und grossen Niveauunterschieden. Berechnet werden aber auch die sogenannte Kapitalrentabilität oder der Wert des Kapitalstocks. Mit Bezug auf Unternehmen ist die Umsatzsteigerung wohl ebenfalls wichtig, doch entscheidend ist eben die Profitabilität. Sie manifestiert sich zum einen im Jahresgewinn und zum anderen als Verhältnis der realisierten Profite zum eingesetzten Kapital.

Was auf der Ebene des Einzelkapitals und mit den vorhandenen Controllinginstrumenten relativ einfach und ziemlich zuverlässig zu ermitteln ist, gestaltet sich aus der nationalen Sicht oder mit Blick auf die globale Lage als deutlich schwieriger.

Marx fasste die Profitrate als Ergebnis von Mehrwert dividiert durch das vorgeschossene Kapital (p = m / c + v), womit sich Zahlen ohne Einheit ergeben, egal ob in Arbeitszeit oder in Preisen gerechnet wird. Wird die Summe von konstantem (c) und variablem (v) Kapital als 100 Prozent festgelegt, dann erhält die Profitrate einen Prozentwert.

Immer wieder versuchten Marxisten, die längerfristige Profitratenentwicklung in einzelnen Ländern zu berechnen und mit den Zahlen aus anderen zu vergleichen. Mit einer Aggregierung sowie weiteren Schätzungen wären schliesslich langfristige regionale und globale Profitraten darzulegen, welche als Grundlage für Veränderungen der weltweiten Akkumulationsmodelle dienen könnten. Unterdessen existiert eine Datenbank, in der sich die – allerdings auf eine bestimmte Weise definierte – Profitrate seit 1960 für die meisten Staaten ablesen lässt. Sogar Angaben zur Branchenebene lassen sich abrufen. Zahlenreihen und Grafiken für die Schweiz sind in dieser Datenbank ebenfalls enthalten.

Doch das Ganze ist durchaus vertrackt. Der marxsche Ansatz weist grössere Probleme auf. Von daher ist eine kritische Vorgehensweise notwendig. Jede Theorie muss sich jedoch in der Empirie beweisen. Unterschiedliche Definitionen oder Operationalisierungen einer Profitrate führen freilich zu anderen Ergebnissen. Die Datengrundlage ist trotz vieler Verbesserungen in verschiedener Hinsicht weiterhin ungenügend.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden indessen markante Fortschritte bezüglich einer Standardisierung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) erzielt. Die damit verbundenen Vorgaben werden von den meisten Staaten befolgt, sodass Vergleiche zwischen aktuellen Situationen und historischen Entwicklungen transnational, regional und global möglich sind. In den letzten Jahrzehnten wurden allerdings die Grundlagen der VGR mehrmals revidiert, sodass die Datenreihen Brüche aufweisen. Konzeptionelle Grundlagen, Mechanismen und Zusammenhänge werden im Workshop als Überblick, jedoch nicht in allen Details präsentiert. Doch insgesamt ist mit dem marxschen Ansatz und den Ergebnissen der VGR die Basis für eine aussichtsreiche Erfassung von Profitraten gelegt.

In diesem Workshop werden folglich mit Schwerpunkt auf der schweizerischen Entwicklung der letzten 100 Jahren die verschiedenen Ansätze zur Profitratenerfassung vorgestellt und mit den Zahlen der VGR verknüpft. Als konkreter Ablauf ist vorgesehen, den Ansatz von Marx hinsichtlich der Profitrate vorzustellen, anschliessend auf die Eigenheiten der VGR einzugehen, um auf dieser Grundlage einige heute vorliegende Vorschläge zur Operationalisierung der Profitrate zu diskutieren.

Der Workshop richtet sich an Personen, die sich spezifisch für die Politischen Ökonomie interessieren, eignet sich aber auch für Leute, die mehr über die längerfristige Entwicklung des Kapitalismus, unter Einbezug des aktuell vorhandenen Zahlenmaterials, erfahren möchten.

Flyer

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