Editorial

Die Stimmung scheint derzeit bestens. Der Sommer kam spät, aber mit Gewalt und die anhaltende Konjunkturbelebung hat allen Unkenrufen zum Trotz (jobless growth!) nun auch den Arbeitsmarkt erreicht.

Das Staatsekretariat für Wirtschaft, Seco meldet für Juni 2006 eine saisonbereinigte Arbeitslosenquote von „nur“ 3,3 Prozent (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/medienmitteilungen.Document.79190.html) und nicht wenige prognostizieren bereits die baldige Rückkehr der Vollbeschäftigung.

Gewiss sind wir gut beraten, die Zahlen kritisch zu betrachten. Statistische Probleme, aber auch soziökonomische Entwicklungen wie die Zunahme von Scheinselbständigkeiten verweisen darauf, dass ein Rückgang der Arbeitslosenquote nicht zwingend auch mit einer Zunahme an Beschäftigung einhergeht und dass die „versteckte Arbeitslosigkeit“ sogar wachsen kann (vgl. Hans Schäppi, in: Erwin Carigiet, Ueli Mäder, Michael Opielka, Frank Schulz-Nieswandt (Hrsg.): Wohlstand durch Gerechtigkeit. Deutschland und die Schweiz im sozialpolitischen Vergleich, Rotpunktverlag, Zürich 2006, S. 204214)

Doch auch im Falle eines „echten“ Rückgangs der Arbeitslosigkeit besteht kein Grund zur Entwarnung, wie dies der feuilletonistische Zeitgeist nahelegt. Die TeilnehmerInnen der gut besuchten Denknetz-Tagung diskutierten kürzlich in Bern, weshalb „Arbeit für alle“ kein hinreichendes Kriterium einer gerechten Gesellschaft sein kann. Es geht ebenso um die Qualität der Arbeit, eben um „Gute Arbeit für Alle“.

Ein zentraler Aspekt guter Arbeit ist zunächst einmal ihre angemessene Entlöhnung. Der Lohn soll die materielle Existenz des Menschen sichern. Jedoch nicht nur: Eine angemessene Entlöhnung ist auch die Voraussetzung für eine Reihe nichtmaterieller Bedürfnisse, was allzu gerne vergessen wird. Ein guter Lohn ermöglicht eben nicht nur die Befriedigung von Konsumbedürfnissen, sondern kann auch die Verfügung über mehr Zeit bedeuten, die zur persönlichen Weiterentwicklung benötigt wird.

Wie weit „Arbeit“ heute von diesem Kriterium „guter Arbeit“ entfernt ist zeigen die Daten von Ländern, die wie die USA nahezu „vollbeschäftigt“ sind. Auch in der Schweiz gibt es bezüglich der Lohnfrage erhebliche Problembestände, und so greift der Themenschwerpunkt des vorliegenden Infobriefes frühere DenknetzDebatten wieder auf. (Vgl. Denknetz-Tagung von 2005 zum Thema Mindestlöhne).

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Inhalt

1. Editorial zum Themenschwerpunkt Lohn

2. Die Lohnproblematik in der Schweiz
Stagnation der Reallöhne
Relationale Lohnentwicklung: Lohnquote und Verteilungsbilanz
Einkommensverteilung „innerhalb der Klasse“

3. Theoretisches zur Lohnform
Lohnmystifikation bei Marx
Das Problem der Mess- und Zurechenbarkeit der Arbeitsproduktivität
Solidarische Lohnpolitik

4. Denkimpulse

5. Termine

AutorInnen

Inhalt und Gestaltung: Holger Schatz. Ein besonderer Dank geht an Beat Ringger für Anregungen und Kommentare.

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Das Denknetz ist der linke, sozialkritische Thinktank der Schweiz mit über 1400 Mitgliedern. Das Denknetz ist den Grundwerten Freiheit, Gleichheit und Solidarität verpflichtet. Das Denknetz konstatiert zunehmende soziale Ungleichheiten und eine Tendenz zur Entsolidarisierung in der Gesellschaft. Es will die Mechanismen dieser Dynamik besser verstehen und Alternativen erkunden und diskutieren.

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