Editorial

Ich freue mich, Ihnen hiermit die zweite Ausgabe des DenknetzInfobriefs vorlegen zu dürfen und möchte mich zugleich ganz herzlich für den positiven Rücklauf auf die Premiere bedanken. Mit „Gleichheit“ hatte der erste Infobrief ein Schwerpunktthema, das uns auch weiterhin ex oder implizit beschäftigen wird. So ist auch das Thema dieser Ausgabe – Arbeit im Sinne kapitalistischer Lohnarbeit – untrennbar mit Gleichheit verwoben: Einerseits ist „Lohnarbeit“ per se schon Ausdruck sozialer, also menschengemachter Ungleichheit insofern sie Ausdruck einer fundamentalen Spaltung der Menschen ist: hier diese, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen und dort jene, die vom Ankauf dieser Arbeitskraft und von Vermögen leben können.

Darüber hinaus wird diese Spaltung durch vielfältige Segregationen innerhalb der Lohnabhängigen überlagert und verdeckt. Zu denken ist hier in erster Linie an den Ausschluss von Frauen aus der Welt der bezahlten Lohnarbeit, der sich auf vielfältige Weise immer wieder neu erhält (dies wird Thema des nächsten Infobriefes Arbeit und Gender sein, der Anfang Mai erscheinen wird).

Des Weiteren verschärft und differenziert die neoliberal flankierte Dynamik des Kapitalverhältnisses die Bedingungen der Lohnarbeit derart, dass es um die „Lohnarbeit“ zu erbitterten Kämpfen zwischen Lohnarbeitenden kommt.

Das diese Spaltungen „innerhalb einer Klasse“ leider nicht nur Konstrukte eines „notwendig falschen Bewusstseins“ (Marx) sind, zeigt sich an den Reaktionen vieler Lohnabhängiger auf den derzeit laufenden Streik gegen die Verlängerung der Arbeitszeit im öffentlichen Dienst in Deutschland: Die einen weisen die Streikforderungen mit der Begründung zurück, sie müssten ja auch schon länger arbeiten. Die anderen entsorgen den aufgrund des Streiks liegengebliebenen Hausmüll vor den Büros der Gewerkschaft Ver.di, die den Streik organisiert. Und dann gibt es Arbeitslose, die sich nicht nur durch Ämterzwang, sondern auch durch Lohnzulagen zum Streikbruch motivieren lassen.

Allein, die massive Streikbeteiligung in Deutschland ebenso wie die Energie und Solidarität, wie sie im Streik von Reconvilier zum Tragen kam, geben Anlass zur Hoffnung, dass die „Prekarisierung der Arbeitsgesellschaft“ nicht die Zukunft der Arbeit ausmachen wird. In diesem Sinne laden wir Sie ein, am 19/20. Mai auf unserer Jahrestagung 2006 über „Gute Arbeit für alle“ zu diskutieren.

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Cover

Inhalt

1. Editorial

2. Themenschwerpunkt Arbeit
Prekäre Arbeitsgesellschaft
Für eine Erneuerung der Arbeitspolitik
Empirie der Prekarität
Workfare
Beschäftigungspolitik

AutorInnen

Inhalt und Gestaltung: Holger Schatz. Ein besonderer Dank geht an Beat Ringger für Anregungen und Kommentare.

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Das Denknetz ist der linke, sozialkritische Thinktank der Schweiz mit über 1400 Mitgliedern. Das Denknetz ist den Grundwerten Freiheit, Gleichheit und Solidarität verpflichtet. Das Denknetz konstatiert zunehmende soziale Ungleichheiten und eine Tendenz zur Entsolidarisierung in der Gesellschaft. Es will die Mechanismen dieser Dynamik besser verstehen und Alternativen erkunden und diskutieren.

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