Editorial
Mit dieser Zeitung wollten wir ein Thema ins Zentrum stellen, welches zunehmend eine neue und breite Bündniskraft entwickelt: die Ver kürzung der Erwerbsarbeitszeit. Mit reduzierter Arbeitszeit die Voraussetzungen schaffen für eine sozial-ökologische Transformation: Erwerbsarbeit besser verteilen und damit auch die nicht-bezahlte Sorgearbeit; die Überproduktion drosseln und so einen Beitrag zu Umweltschutz leisten; mehr Zeit für gesellschaftliches Engagement, für die Demokratie und auch für sich selbst. «Arbeiten, um zu leben – statt leben, um zu arbeiten», heisst es bei «Strike for future» dazu. Das Thema Arbeitszeitverkürzung, welches zur DNA von Gewerkschaften gehört, kann so die sozialen Bewegungen verbinden: die Arbeiter:innen-, die feministische und die Klimabewegung. Es mag auf den ersten Blick erstaunen, dass die Klimakrise mit mehr Freizeit bekämpft werden soll. Und ganz so einfach ist es auch nicht, wie etwa der Text von Steffen Liebig zeigt. Mit der Forderung nach einer Erwerbsarbeitszeitverkürzung zielt die Umweltbewegung aber richtigerweise auf das grosse Ganze: auf einen System Change, auf ein gutes Leben für alle.
Als Denknetz engagieren wir uns für die Verstärkung von sozialen Bewegungen, weil Veränderung nur gemeinsam und solidarisch zu erreichen ist. Es ist ein neuer Aufbruch zu gemeinsamen Zielen. In diesem Optimismus planten wir diese Zeitung vor rund drei Monaten.
Unterdessen ist die Welt eine andere! Krieg in Europa. Der Überfall von Russland auf die Ukraine, ein zusehends enthemmter Krieg mit Bildern grenzenloser Brutalität. Wir mussten innehalten und dem Unfassbaren Platz einräumen. Mit Marionna Schlatter, Jo Lang und Anja Gada nehmen Stimmen aus der Schweizer Politik und Zivilgesellschaft Stellung. Es ist ein Krieg, der auch bei uns tiefe Spuren hinterlässt und alte Gräben aufreisst. Er gibt den Aufrüstern und Militarist:innen Auftrieb und macht deutlich, wie sehr die Schweiz dazu beigetragen hat, Putin aufzubauen und seine Kriegskasse zu füllen. Wir werden diese Debatte weiterführen: etwa am Mittwoch, 8. Juni 2022, mit einem Podium in Bern zu den Folgen des Krieges für die Schweizer Politik und für die Linke.
Ruth Daellenbach
Präsidentin des Denknetzes
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Autor:innen
Ruth Daellenbach, Josef Lang, Marionna Schlatter, Anja Gada, Steffen Liebig, Peppina Beeli, Mirjam Brunner, Anna Lindermeier, Tamara Funiciello, Balthasar Glättli, Vasco Pedrina, Hansueli Scheidegger, Ruth Gurny, Beat Ringger, Ueli Mäder, Félix Dalang, Bruno Bollinger, Helen Müri, Max Fischer, Hans Baumann, Robert Fluder, Sandro Liniger, Pascal Zwicky
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