Editorial
Mit dieser Zeitung greifen wir ein Thema auf, das die letzten Monate mit neuer Virulenz ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist: Rassismus respektive der Kampf gegen Rassismus. Black Lives matter ist ausgehend von den USA bei uns angekommen. Doch schon lange engagieren sich unzählige Gruppen in der ganzen Schweiz gegen Rassismus. Sie dokumentieren rassistische Übergriffe, unterstützen die Opfer und agieren als zivilgesellschaftliche Akteure auf der Ebene von Politik und Gesellschaft. Dabei geht es insbesondere auch um strukturellen Rassismus: Wie tief ist er in unserer Gesellschaft verankert? Welche Narrative liegen ihm zugrunde? «Wenn du mit mir über Rassismus sprichst«, sagt mir Yuvviki Dioh im Gespräch (s. 8), «so musst du über dein Weisssein nachdenken«. In einer weissen Mehrheitsgesellschaft wird die Hautfarbe für die «anderen«, für die People of Colour, zu einer Kategorie, welche tief in ihren Alltag hineinspielt und die persönlichen Handlungsmöglichkeiten sowie ihre soziale Stellung in der Gesellschaft prägt.
Die aktuelle Debatte stellt auch die Frage nach den Akteur*innen gegen Rassismus: Wer steht vorne am Demo-Zug? Wer äussert sich in Diskussionsrunden? Wer hat die Legitimation zu sprechen? Natürlich sind alle gefordert, Stellung zu beziehen. Hingegen geht es darum, nicht für die anderen zu sprechen, sondern diese für sich selber reden zu lassen – und ihnen zuhören! In dieser Zeitung kommen Menschen mit Migrationshinter- resp. Vordergrund zu Wort. Sie sprechen als Wissenschaftler*innen, als Aktivist*innen und / oder als Betroffene. Sie haben ihre eigene Stimme, ihre eigenen Worte. Eigentlich selbstverständlich – oder nicht? Tatsächlich haben wir diesbezüglich auch in linken Organisationen Nachholbedarf. Es braucht mehr Diversität im Innern der Organisationen und in den Teams, um der «Paternalismus-Falle« zu entgehen und die
verschiedenen Erfahrungen authentisch einzubeziehen.
Ein weiterer Schwerpunkt dieser Zeitung ist nochmals COVID-19. Wir stecken mitten in der «zweiten Welle« und wissen, dass die Pandemie und deren Folgen uns noch länger beschäftigen werden. Die Beiträge in dieser Zeitung richten den Blick auf die Zukunft und diskutieren Perspektiven zur Bewältigung der Krise.
Ich wünsche eine anregende Lektüre – bleiben Sie gesund!
Ruth Daellenbach,
Präsidentin Denknetz
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AutorInnen
Ruth Daellenbach, Kijan Espahangizi, Yuvviki Dioh, Pascal Pajic, Özgül Dede, Chompel Balok, Catia Porri, Jacqueline Chelliah, Samir, Simon Rutz, Daniel Lampart, Irmi Seidl, Marie Saulnier Bloch, Beat Ringger, Kurt Seifert, Christoph Bader, Stephanie Moser, Hugo Hanbury, Sebastian Neubert, Fitzgerald Crain, Pascal Zwicky, Walter Brunner, Tommy Vercetti, Hans Baumann, Robert Fluder, Anne Gurzeler, Luzian Franzini, Andreas Rieger, Roland Herzog