Editorial
Diese Zeitung erscheint in einer Zeit, die wir uns bis vor wenigen Monaten kaum hätten vorstellen können. Die COVID-19 Pandemie hat weite Teile des öffentlichen Lebens zum Still-stand gebracht und die sonst so freiheitsbewusste Bevölke-rung der Schweiz hat während Wochen die Notverordnungen des Bundesrates bereitwillig akzeptiert. Mit der Perspektive der schrittweisen Lockerung des Lockdowns ab Mitte April schlägt nun allerdings wieder die Stunde der Wirtschaftslobbys und der Partikularinteressen.
Viele Länder weltweit haben vergleichbare oder härtere Massnahmen angeordnet. Auch Länder, die noch kaum Infizierte registrierten, zum Beispiel in Subsahara-Afrika, haben früh im März ihre Grenzen, Schulen oder Märkte geschlossen. Ein Ausbruch der Pandemie wäre für sie eine Katastrophe – doch auch die Gegenmassnahmen haben dramatische Folgen: Der Leiter des UN World Food Programme (WFP) warnt vor einer «Hunger-Pandemie», weil sich Millionen von Armen mit den Ausgangssperren nicht mehr ernähren können.
So lehrt uns Covid-19: Wo Armut und soziale Ungerechtigkeit herrschen, trifft die Pandemie umso härter und die «Kur» droht zum Killer zu werden. Nur mit entschlossener internationaler Solidarität können weitere soziale Verwerfungen abgebaut und schlimmste Folgen für viele Länder des globalen Südens verhindert werden.
Covid-19 lehrt uns weiter: Klimaschutz ist möglich, wenn der politische Wille vorhanden ist. Die Massnahmen zur Bekämp-fung der Pandemie haben den CO2-Ausstoss reduziert, obwohl Corona die Klimadebatte aus der öffentlichen D iskussion v er-drängt hat. Ein «zurück zur Normalität» muss an diesen Wirkun-gen festhalten und sie nachhaltig in politisches Gestalten integrieren. Dafür brauchen auch wieder die Kraft der Klimajugend! In dieser Zeitung haben wir beide Themenschwerpunkte – Corona und Klima – gesetzt. In unserem Plädoyer für eine Erneuerung des Gesellschaftsvertrages auf Seite 3 schreiben wir zusammen mit 287 Erstunterzeichner*innen: «Die Corona- Krise und die Klima-Krise machen nun deutlich, wie verletzlich eine Welt geworden ist, die auf der Ausbeutung von Men-schen und Natur beruht. Wenn wir nicht mehr und mehr in den Strudel dieser Krisen hinabgezogen werden wollen, müs-sen wir jetzt die Richtung wechseln»- für ein gutes Leben für Alle und für den Erhalt der Umwelt.
Ruth Daellenbach
Präsidentin des Denknetzes
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AutorInnen
Ruth Daellenbach, Julia Baumgartner, Beat Ringger, Hans Schäppi, Hans Baumann, Ruth Gurny, Joël Bühler, Samira Marti, Priska Fleischlin, Axel Schubert, Roland Herzog, Pascal Zwicky, Basil Oberholzer, Felix Dalang, Daniel Tanuro, Gabriela Medici, Kurt Seifert, Robert Fluder
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