Editorial
Wahrheit und Lüge
Demokratie ist darauf angewiesen, dass es ein ständiges Bemühen um Wahrheit gibt. Es liegt auf der Hand, dass BürgerInnen sich nur dann informierte Meinungen bilden können, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen und so Auswirkungen einschätzbar sind.
Lügen haben kurze Beine… so die Redensart unserer Vormütter und so haben wir es gelernt. «Du sollst nicht lügen» gehört zu den Tugenden unserer Zivilisation.
Gehört oder gehörte? Natürlich wissen wir, dass wir uns mit dem Anspruch an Wahrheit auf einem schmalen Grat bewegen und dass Auslassungen, Halbwahrheiten und Verdrehungen diesen Anspruch beständig unterlaufen. Auch wissen wir, dass schamloses Lügen in der politischen Kommunikation nicht neu ist: So sei zum Beispiel erinnert an die gefälschten Beweise für Massenvernichtungswaffen des Saddam Hussein, mit welchen die USA 2003 Goodwill für den Irak Feldzug schufen. Oder an die Falschinformationen zur Unternehmenssteuerreform II, mit welchen eine knappe Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung 2008 für die Vorlage hatte überzeugt werden können.
Trotz solcher Vorgeschichten sind wir heute aufgeschreckt dadurch, dass Lügen neuerdings nicht mehr kaschiert, sondern unverfroren als legitimes Mittel der Politik propagiert werden. Die Lügner verkünden ihre Meinung als Wahrheit und ersetzen Fakten durch gefühlte Realität. Weil sie sich also nicht um faktenbasierte Wahrheit kümmern, müssen sie auch nicht davor fürchten, irgendwann entlarvt und zur Rechenschaft gezogen werde. Damit wird die Demokratie ausgehebelt und durch Führerkult ersetzt.
In ihrem spannenden Artikel in dieser Zeitung reflektiert Silke van Dike die Macht von Wahrheit und Lüge und sie untersucht wie das System «Trump&Co» funktioniert. Das Thema wird uns auch im Denknetz weiter beschäftigen. Wir stehen für eine Kultur, die sich um Fakten und Erkenntnis bemüht, die nach Wahrheit sucht und so dazu beiträgt, die Grundlagen der Demokratie zu stärken.
Ruth Daellenbach, Denknetz-Präsidentin
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In der Rubrik „Zurechtrücken“ beleuchten wir Begriffe und Denkfiguren. Mit ihnen wird die Welt auf den Kopf gestellt, und trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) halten sie sich hartnäckig im gängigen Sprachgebrauch. Wir wollen sie zurechtrücken. Denn auch wenn viele zu Kuhdung Gold sagen, bleibt Kuhdung trotzdem Kuhdung.
Von Beat Ringger
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AutorInnen
Ruth Daellenbach, Sylke van Dyk, Beat Ringger, Cédric Wermuth, Martin Gallusser, Mascha Madörin, Netzwerk Gutes Alter, Gleb Albert
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